Tumblinger48 … BIG TIME

In der Veranstaltungsreihe Tumblinger48 präsentieren wir unter dem Titel BIG TIME Photographien der fünf Künstler Stefanie Höll, Monika Huber, Michael Leis, Dieter Rehm und Andreas Rumland. Vertreten sind die unterschiedlichsten Stilrichtungen der Photographie. Die Ausstellung zeigt, dass sich künstlich benannte Grenzen wie die Trennung der kommerziellen und freien Photographie auflösen und die verschiedenen Positionen vor allem durch die Künstler selbst definiert werden. Die Arbeiten sind durch die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung und des großformatigen Digitaldrucks geprägt. Das Medium des Prints ist hier zugleich auch mehr, als die reine technische Umsetzung – der Großformatdrucker ist das moderne Werkzeug, das Experimentierfeld der Künstler. Hier entscheidet sich das Endprodukt, das Image. Eine komplexe Technik wird demokratisiert um neuen kreativen Freiräumen zu dienen.

© Dieter Rehm

Dieter Rehm lotet durch positive und negative photographische Bearbeitung die Möglichkeiten von Übertreibungen und alltäglichen Gegebenheiten aus. Eine New York-Serie zeigt Ausschnitte aus dem überbordenden Leben der Weltmetropole. Falschfarben und Doppelbelichtungen erhöhen das Sujet und schaffen neue Bedeutungsebenen, ohne dabei einer strikten Systematik zu folgen. Die Mehrfachbelichtungen zeigen meist einen Standpunkt aus verschiedenen Himmelsrichtungen, wodurch der räumliche Eindruck intensiviert wird. Dieter Rehm begreift die Photographie als dokumentarisches Werkzeug, um das Authentische eines Ortes aufzunehmen und es anschließend zu verdichten und zu verfremden.

© Stefanie Höll

Stefanie Höll findet ihre Motive in ihrer alltäglichen Umgebung. Ihr geht es um die authentische Erfahrung von Wirklichkeit, indem sie flüchtige Momente mit der Kamera beschreibt. Oft lockt Unschärfe den Betrachterblick in das Bild. Durch verschobene Proportionen entstehen verschiedene Bild- und Erzählebenen: so liegt ein großer Hund als domestiziertes Tier vor einemWohnwagen und scheint diesen zu bewachen. Bei Stefanie Höll ist die Suche nach der Zerbrechlichkeit von Seinzuständen essentiell. Ob weggeworfene Gegenstände, die fragile Beziehung von Mensch zu Tier oder über Bord gegangene Träume: indem sie diese kleinen Augenblicke sichtbar macht, beschreibt sie die Schwelle von einem Zustand in einen anderen.

 

 

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Michael Leis zelebriert einerseits die Ästhetik der Modewelt. Andererseits schafft er durch die subtile künstlerische Dekonstruktion des weiblichen Körpers ein Bewusstsein dafür, dass in der Modewelt oft ein unerreichbares Bild von Schönheit vorgegeben wird. Eine spannende Gratwanderung zwischen unerreichbarer Makellosigkeit und erfrischender Natürlichkeit! Ein Bild zeigt eine Frau, die – nur mit Schuhen bekleidet – eingerollt auf einem glänzenden weißen Stück Stoff liegt. Die Knie sind angezogen. Der erste Eindruck eines perfekten Körpers wird durch eine winzige Narbe am Oberschenkel zerschlagen. Michael Leis Arbeiten zeigen charismatische Frauen, die sich weit weg von den wie mit Zuckerguss überzogenen Glamourdarstellungen bewegen. Unter der Oberfläche der selbstsicheren Models kommen sensible Frauen hervor.


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Monika Hubers künstlerischer Ausgangspunkt ist die Malerei. Kunst ist für Monika Huber das Ergebnis eines sich stets verändernden Prozesses. Alle Arbeiten basieren auf dem Prinzip der Schichtung. In dem ständigen Prozess aus Hinzufügen und Wegnehmen gibt es keinen Stillstand. Sie will keine real bildliche Welt zeigen, sondern mit ihrer Kunst auf Dinge verweisen, die von den Menschen nicht auf den ersten Blick wahrgenommen werden. Durch das Licht, das manchmal nur für einen ganz kurzen Augenblick durch ein Fenster in einen Raum fällt, wird ein Moment eingefangen, der im nächsten Augenblick wieder verschwindet. Die Künstlerin hält diese kurze Zeitspanne fest – die hinzukommende malerische Bearbeitung schafft eine weitere neue Empfindungsebene.

 

Rumland SelbstSchatten

Andreas Rumlands großformatige Photographien zeigen scheinbar vertraute, alltägliche Bildinhalte. Doch er spielt mit dem Bildgedächtnis des Betrachters, denn die dargestellten Orte bilden nicht die Realität ab. Die hochpräzisen, detailreichen Bilder bestehen aus bis zu 30 Einzelaufnahmen und werden miteinander in verschiedenen Ebenen zu einer neuen Hyperrealität arrangiert. Rumlands besonderes Interesse gilt Formen, Strukturen, der Wirkung von Licht und dem Spiel von Farbe zu Nichtfarbe. Ein Gebäude wird zum Auslöser dafür, ein inneres Bild von Proportionen und Schönheitzu erreichen.